Wir bauen einen neuen Prunktwagen

Herstellungsablauf des Baus in der Kampagne 24/25

Die Vorschriften ließen uns nach der Kampagne 23/24 keinen anderen Weg, als unsere beiden Motivwagen für die amtierende Prinzessin, sowie die des Kinderprinzenpaares zu verschrotten.

Es tat richtig weh. Zwei große Container wurden benötigt. Mit großem Werkzeug ging es dann zur Sache. Randvoll waren sie, nur mit Holzplatten, Bretter, Balken welche nicht mehr für einen Neuaufbau geeignet waren.

Auch andere Materialien wie Eisen, Plexiglas, Kunststoffe, Schaumgummi, usw. wurden zur weiteren Verwendung in der Wagenbauhalle gelagert oder auf der Mülldeponie entsorgt..

Dann nach längerer Suche, haben wir einen gebrauchten Containeranhänger bei Mannheim gefunden und gekauft. Natürlich war der nicht der Neuste und die ersten Arbeiten waren entrosten mit Drahtbürsten, Winkelschleifern auch Dampfstrahler.

Gleichzeitig war es notwendig, sich Gedanken zu machen „was bauen wir da drauf“. Aus Kostengründen war klar, dass wir für unsere Tollitäten (Prinzessin und Kinderprinzenpaar) nur noch einen Wagen bauen können. Das fragten wir uns „was ist überhaupt möglich“. Was will der TÜV sehen, auch in den nächsten Jahren.

Somit war klar, wir müssen das so bauen, dass das Oberteil, der eigentliche sichtbare Wagen, im Vereinsheim abgestellt werden kann. Der Containerhänger muss unter dem Oberteil herausgefahren werden können. Die notwendige Technik hat der Hänger. Mit pneumatisch angetriebenen Balgzylindern kann das Oberteil auf Füßen abgestellt, und der Hänger darunter herausgefahren werden.

Hierzu brauchten wir einen Rahmen in Schweißkonstruktion mit der entsprechenden Statik. Auch Sicherheit beim Umzug, Unterfahrschutz, Vorkehrungen, dass niemand beim Umzug unter den Wagen kommt, Strom und Feuersicherheit, alles muss bedacht werden.

In Besprechungen suchten wir nach Lösungen für das Notstromaggregat, die Beschallungsanlage, Lagermöglichkeiten für Wurfmaterial sowie Heizung für unsere Tollitäten. Auch wenn‘s regnet wurde berücksichtigt.

Die zündende Idee, welches Motiv gebaut werden soll, verschlang einiges an Besprechungszeit, denn Umsetzbarkeit und ein akzeptabler Kostenrahmen sind mit ein großer Bestandteil der Erwägungen. Wir haben uns dazu entschieden, eine Narrenkappe als Prunktwagen zu gestallten.

So bauten wir zunächst ein einfaches Modell im Maßstab 1:10 um besseres Verständnis im Team, zu bekommen und unsere Besprechungen verständlich diskutieren können.

Dann gings los. Gesäuberte Flächen wurden mit Rostumwandler und Farbe gestrichen. Verschiedenste Materialien wurden besorgt. Zeichnungen wurden erstellt, damit jeder im Team, ohne den anderen, am Wagen bauen konnte.

Der Bau beginnt und die Angst war groß, dass wir es nicht schaffen, fertig zu werden.

Wer am diesjährigen Umzug dabei war hat gesehen, wir haben es geschafft. Die erste Fahrt war vom Vereinsgelände in die Äußermühlstraße zu Theo Kissel GmbH. Dort wartete der TÜV, beim Bremsenprüfstand, auf uns. Es gilt hier nochmals einen Dank auszurichten, dass wir auch noch mit anderen Zugwagen, den Prüfstand mit dem TÜV, benutzen durften.

So jetzt geht’s mit der Entstehung weiter. Nachdem der Rost entfernt wurde, das Fahrgestell neu lackiert, das Reifenprofil nachgeschnitten war, gings los mit dem Aufbau. Hierzu war notwendig, einen Grundrahmen herzustellen, der die Statik und die Aufbauten tragen kann.

Der Transportwagen, welchen wir gekauft haben, wurde vom Vorbesitzer für Containertransport genutzt. Also haben wir eine Schweißkonstruktion erstellt, welche auf dem Transportwagen aufliegt und heruntergenommen werden kann, wie ein Container. Das Untergestell kann ca. 300 bis 400 mm hochgefahren werden. Füße bzw. Beine können aufgesteckt und der Aufbau abgestellt werden. Somit ist es dann möglich den Hänger ohne die Aufbauten herauszufahren, um z. B. zum TÜV zu fahren.

Jetzt wurde als nächstes der Boden zugeschnitten und montiert. Die Positionen, wo die Tollitäten stehen werden, wurden festgelegt. Hierbei konnten die geschweißten Gestelle von den Vorgängerwagen übernommen werden, was sehr hilfreich war.

Danach folgte die erste Geometrie des Wagens hinten, mit dem Technik- bzw. dem Lagerraum.

Die ersten Bauplatten des Lagerraumes, ergeben den Wageneinstieg und Ausgang zu den Tollitätenpositionen. Die Verlattung zur Aufnahme der Verkleidung stabilisieren hierbei gleichzeitig die Ein- und Ausstiegsplatten.

Mann sieht hier auch schon die seitlichen Rohre zwischen den Reifen, welche beim Umzug ein Unterlaufen verhindern sollen.

Die Verkleidung um die schwenkbare Vorderachse war das nächste sicherheitsrelevante Bauteil.

Nun ging es mit dem oberen Aufbau weiter. Um einen 3D-Effekt zu bekommen, musste natürlich die Verkleidung aus mehreren Teilen bestehen, so wie unsere Narrenkappe aufgebaut ist.

Die Überdachung der Prinzessin (oder des Prinzenpaares) wurde oben verlängert, damit bei Regen etwas Schutz vorhanden ist. Natürlich haben wir hierzu neues Polycarbonat (Plexiglas) bestellt, zugeschnitten und montiert. Dabei haben wir bemerkt, dass doch eine ordentliche Wagenhöhe erreicht wurde. Unser Garagentor hat genau die Öffnung der geforderten Maximalhöhe für den Umzugsweg. Die maximale zulässige Wagenbreite von 2,55 m wurde gerade erreicht.

Da während des Umzugs auf dem Wagen beschallt wird, benötigten wir ein Notstromaggregat. Vor bestimmt 15 Jahren hatten wir hierzu bereits eins gekauft, was jetzt einen neuen Platz brauchte. Wir haben uns entschieden einen Auszug für das Aggregat vor den Hinterreifen zu montieren, um die Zugänglichkeit für Start, Stopp und Betanken zu ermöglichen.

Der Zeitdruck wurde immer größer, da erst nach dem Aufbringen der Verkleidung, Maler- und Dekoarbeiten gemacht werden konnten.

Erste Seitenverkleidungen wurden modelliert. Material waren alte Bühnenbilder.

Gefolgt von neuem Material. Nach weiteren langen Stunden und Abende war es soweit, dass mit dem Grundieren begonnen werden konnte.

Man erkennt hier den hinteren Einstieg und die herausgezogenen Bremsleuchten. Auch die wurden neu gekauft und auf LED umgestellt.

Ohne Leiter ging jetzt fast nichts mehr.

 

Nun gings endlich los an die Deko des Wagen. Aber es waren auch noch viele andere Montagearbeiten zu erledigen. Hier waren zeitliche Absprachen erforderlich. Auch wer wann die Leitern bekommt. Jetzt konnten endlich unsere Mädels vom Dekoteam die Arbeit aufnehmen.

 

Die Verzierungen wurden vorgemalt und eine Bordüre mit Schmelzkleber und Andrückrolle aufgeklebt. Eine zeitraubende Arbeit, die nur mit einem Personenkorb und Gabelstapler anzubringen war. Bei vielen Malarbeiten waren Helfer aus Komitee, Eltern des Kinderprinzenpaares usw. behilflich.

Natürlich musste auch der Boden mit Antirutschmatten ausgelegt werden, da Personen beim Umzug mit auf dem Wagen sein werden.

Die Innenverkleidung machten wir mit Stoff, damit man das Gerippe nicht sieht.

Dann war es endlich soweit. Notstromaggregat funktionierte, Stromkabel für die Beschallung waren verlegt, Steckdosen gesetzt, Ablagen im Lagerraum waren vorhanden, alle Türen, notwendige Ausbrüche befestigt, Feuerlöscher befestigt und die Elektrik von 24 V auf 12 V umgebaut usw.
Boden gesaugt, Wurfmaterial verstaut, fertig Samstag vor Umzug.

Es kanns los gehen.